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Datum: 14.09.2022

Das Steuerrad fest in der Hand halten

Der Präsident des Landesjagverbandes MV e.V.,Thomas Nießen, zur Afrikanischen Schweinepest in Mecklenburg-Vorpommern.

Liebe Jägerinnen und liebe Jäger,
geschätzte Mitglieder des Landesjagdverbandes,
sehr geehrte Damen und Herren,

wenn ich mit Ihnen ins Gespräch komme, stelle ich immer wieder fest, dass die
Gesellschaft, in der wir leben, und das Land, das wir als Heimat bezeichnen, in
unruhiges Fahrwasser geraten sind.

Um es bildlich auszudrücken, befinden wir uns auf einem Schiff, welches sich durch
die Wellentäler und Wellenberge kämpft und versucht auf Kurs zu bleiben. In einer
solchen Situation befinden wir uns gegenwärtig mit der Afrikanischen Schweinepest.

Nachdem im Landkreis Ludwigslust-Parchim die ASP ausgebrochen ist, kommt das
Virus nun auch dem Landkreis Vorpommern-Greifwald neben dem bestehenden
Restriktionsgebietes zum Bundesland Brandenburg gefährlich nah. Zwei Fälle
konnten nahe der polnischen Grenze am 26. August bestätigt werden. Dies macht
deutlich, dass wir unsere Anstrengungen noch mehr intensivieren müssen. Der
Dreiklang des Handelns ist dabei politisch vorgegeben: Dazu gehören das ASP-Monitoring
bei Wildschweinen, die Reduktion der Schwarzwildpopulation sowie die
entsprechende Öffentlichkeitsarbeit.

Die absoluten Zahlen zu den Wildstreckenergebnissen für das Jagdjahr 2021/2022
wurden durch den Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und
Umwelt, Dr. Till Backhaus am 4. September herausgegeben. Im Vergleich zum
Jagdjahr 2020/ 2021 mit 106.803 erlegten Stücken Schwarzwild – als statistische
Zahl von keinem anderen Bundesland übertroffen – ging die Schwarzwildstrecke im
Jagdjahr 2021/2022 um etwa 30.000 Stücken im Vergleich zum vorherigen
Rekordjahr zurück. Insgesamt wurden 77.212 Stücken erlegt. Das ist messbarer
Erfolg! Ein Erfolg für die Begründung, warum die Jagd in Mecklenburg-
Vorpommern von Systemrelevanz ist. Ein Erfolg der Jägerinnen und Jäger im Bundesland, der unumstößlich zeigt,dass sie in der Lage und willens sind, nachhaltig regulierend in das ökologische Gefüge unserer Kulturlandschaft
einzugreifen und sich ihrer Verantwortung bewusst sind, dass diese Tierseuche
nicht ausschließlich durch Konzeptpapiere, Verordnungen und Zäune verhindert und
kontrolliert werden kann. Es ist auch ein Erfolg für den gelebten Tierschutz im Sinne
der ASP-Prävention, da im Zuge der Reduktion des Schwarzwildbestandes das
Risiko eines qualvollen Todes durch ASP gesenkt wird.

Weiterhin gilt: die Bejagung des Schwarzwildes muss auf einem vergleichbaren
Niveau bleiben. Daher appelliere ich an Sie, weiterhin mit Tatkraft, aber auch
Sachverstand und Herz zu jagen und sich den gesellschaftlichen
Herausforderungen, die durch die Ausbreitung der ASP zwangsläufig folgen werden,
zu stellen. Auch wenn diese Herausforderungen derzeit nur wenig im Interesse der
medialen Berichterstattung stehen, sind sie umso wichtiger für unser Mecklenburg-
Vorpommern. Die regionalen Jägerschaften mit ihren Jägerinnen und Jägern sowie
die intensive Zusammenarbeit mit unseren Landwirten, mit den zuständigen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltungen und auch unseren politischen
Verantwortungsträgern im Land stellen für mich den Schlüssel für die zielorientierte
Bejagung des Schwarzwildes dar.

Ich werde mich dafür einsetzen, für Sie die bestmöglichen Bedingungen und
Voraussetzungen für Ihr Handeln zu schaffen.

Meine Kernbotschaft an Sie ist: Nehmen Sie bitte die herausragende
gesellschaftliche Verantwortung der Jagd in unserem Bundesland zur
Tierseuchenprävention und -bekämpfung wahr und handeln Sie zum Wohle unseres
Schwarzwildes, unserer Landwirte, unserer Viehzüchter, unserer mittelständischen
Unternehmen und Arbeitgeber im Bundesland, die Dienstleistungen für die
Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft anbieten. Dies wird aus meiner
Überzeugung ein Kurs sein, der uns zukünftig in ruhigeres Fahrwasser kommen
lässt.

Lassen Sie uns das Steuerrad fest in der Hand behalten und unser Schiff auf einen
Kurs mit Perspektive und Zukunft für die Jagd in Mecklenburg-Vorpommern bringen.
Ihr Thomas Nießen
Präsident LJV M-V